1. Meiningen

Sein Abschied als Dirigent der Meininger Hofkapelle, die zudem kurz nach Ausbruch des I. Weltkriegs aufgelöst wird, der Tod Herzogs Georgs II. sowie der Abbruch des Requiems WoO V/9 stürzen Reger in eine tiefe Schaffenskrise, aus der ihn erst der Umzug nach Jena befreit. Bis dahin ist er immer wieder auf Reisen (inkl. dreier Auftritte in den Niederlanden) und dirigiert u.a. in einem Konzert der Königlichen Kapelle in Berlin auf Einladung von Richard Strauss die Mozart-Variationen op. 132 und die Vaterländische Ouvertüre op. 140.

2. Jena

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Max und Elsa Reger mit den Adoptivtöchtern Lotti und Christa vor ihrer Villa in Jena (ca. 1915). – Max-Reger-Institut, Karlsruhe.

Seit März in der ruhigen Gelehrtenstadt Jena in der ersten eigenen Villa wohnend und von höfischen und beruflichen Zwängen befreit, gewinnt Reger den kompositorischen Elan zurück. An Karl Straube schreibt er am 7. April: “[…] jetzt beginnt der freie, jenaische Stil bei Reger”1. Das sogenannte Spätwerk sowie zahllose Bearbeitungen verdanken ihre Entstehung fast ausnahmslos diesen ersten sieben entspannten Monaten, die als Regers sesshafteste gelten müssen, seit er im Mai 1904 mit einem Schlag beim Frankfurter Tonkünstlerfest berühmt geworden war. Doch spricht von der Violinsonate c-moll op. 139 über die Trios op. 141 bis zum letzten vollendeten Werk, dem Klarinettenquintett A-dur op. 146, aus den Jenaer Werken weniger Abklärung als elegische Resignation, die der früheren Rebellion gewichen ist. Mit dem Einsiedler op. 144a bekennt er sich zu seinem Künstlertum – auch er hat “wandermüd” der Welt den Rücken gekehrt (die erste Strophe des Eichendorff’schen Gedichts Der Einsiedler lautet: “Komm, Trost der Welt, du stille Nacht! | Wie steigst du von den Bergen sacht, | die Lüfte alle schlafen, | ein Schiffer nur noch, wandermüd, | singt übers Meer sein Abendlied | zu Gottes Lob im Hafen.”) und sich in der Musik eine Heimat geschaffen. Mit dem Parallelwerk Hebbel-Requiem op. 144b, das Elemente des verworfenen lateinischen Requiems (WoO V/9) aufgreift, entwirft er eine intime, nicht auf die Weltkatastrophe, sondern auf die eigene Existenz bezogene Vision von Tod und Vergessen.


1
Brief Regers vom 7. April 1915 an Karl Straube, in Straube-Briefe, S. 249.

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Reference

Max Reger Biography – 1915, in: Max-Reger-Portal, www.maxreger.info/biography/1915, Max Reger Biography Data, V. 3.0, last check: 24th March 2023.