1. Meiningen

Völlig überreizt und überarbeitet hält Reger sein unmenschliches Programm nur noch mithilfe von Alkohol durch. Im Februar bricht er nach einem Konzert in Hagen zusammen, muss sämtliche Auftritte absagen und schließlich (zum 1. Juli) seine Stellung als Hofkapellmeister aufgeben. Doch bereits auf dem Krankenbett, unter ausdrücklichem Schreibverbot stehend, beginnt er, mit Instrumentationen eigener und Schubert’scher Lieder seinen schöpferischen Schwung wiederzugewinnen. Fruchtbarstes Ergebnis eines Kuraufenthalts in Meran und eines anschließenden Erholungsurlaubs in Schneewinkl sind die Mozart-Variationen op. 132, Regers wohl populärstes Werk. In sentimentalischer Sehnsucht und Distanz zu Mozart definiert er den eigenen Standort, mit Anklängen an seine jüngsten Orchesterwerke gibt er einen wehmütigen Rückblick auf die Meininger Zeit, der er die glänzende Beherrschung des Instrumentariums verdankt.
Der Ausbruch des I. Weltkriegs trifft Reger in der Sommerpause während heftigster Kompositionsarbeit. Nachdem er im ersten Kriegsmonat ein Klavierquartett a-moll op. 133, die spritzigen Telemann-Variationen op. 134 und den Orchestergesang Hymnus der Liebe op. 136 vollendet hat, scheint er mit der Vaterländischen Ouvertüre op. 140, gewidmet »Dem deutschen Heere«, in die allgemeine Kriegseuphorie zu verfallen.1 Doch wendet er sich während deren abschließender Revision bereits einem lateinischen Requiem (WoO V/9) zu, das er den Gefallenen widmen will. Die Ablehnung dieses hochexpressiven Werks größter Dimension durch seinen Freund und kritischen Berater Karl Straube lässt ihn die fortgeschrittene Komposition im zweiten Satz – einem Dies Irae voll apokalyptischer Visionen – abbrechen. Sein lebenslanger Traum vom oratorischen Hauptwerk ist gescheitert.
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Reference
Max Reger Biography – 1914, in: Max-Reger-Portal, www.maxreger.info/biography/1914, Max Reger Biography Data, V. 3.0, last check: 24th March 2023.