1. München

Nach den wilden Werken des Jahres 1903 besänftigt Reger seine Verleger mit dem ersten Heft der Schlichten Weisen op. 76, von denen bis 1912 sechs Bände mit insgesamt 60 Liedern erscheinen werden. Auch die Trios op. 77 bringen eine bewusste Vereinfachung, mit der Reger Mozart huldigt.

In Felix Mottl, dem neuen Münchner Generalmusikdirektor und Direktor der Akademie der Tonkunst, erhält er einen Verbündeten. Mit ihm findet er als Schriftführer im neu gegründeten Ortsverein des ADMV zusammen, dem auch Max Schillings und als Vorsitzender Ludwig Thuille angehören. Das erste Konzert des Ortsvereins am 29. April ist ausschließlich Regers Schaffen gewidmet. Doch macht er sich mit seiner Satire Zum 1. April (RWV Schriften A5), in der er den bombastischen Ton der Münchner Musikzeitschriften imitiert, in Pressekreisen wenig Freunde.

Reger zu Besuch bei  in Genf, Oktober 1904 (v.l.): Joseph Lauber, Marteau, Volkmar Andreae, Reger, Émile Jaques-Dalcroze, Henry Février. – Max-Reger-Institut, Karlsruhe.
Reger zu Besuch bei Henri Marteau in Genf, Oktober 1904 (v.l.): Joseph Lauber, Marteau, Volkmar Andreae, Reger, Émile Jaques-Dalcroze, Henry Février. – Max-Reger-Institut, Karlsruhe.

Seit Jahresbeginn arbeitet er an seinem ersten großen sinfonischen Werk, das unter dem Titel Serenade begonnen wird, dann aber zur Sinfonietta op. 90 anwächst. Sein Auftritt beim Frankfurter Tonkünstlerfest des ADMV am 31. Mai, bei dem er mit Henri Marteau seine Violinsonate C-dur op. 72 spielt, bringt eine Wende in sein Leben – von nun an ist er “wohnhaft in der Eisenbahn” (Brief vom 17. Juni an C.F. Peters) und wird in ganz Deutschland und im Ausland zu Reger-Abenden engagiert.

Nach dem Frankfurter Erfolg unterbricht er die Arbeit an der Sinfonietta op. 90 und erschließt sich einen neuen kompositorischen Bereich: Mit den Bach-Variationen op. 81 für Klavier und den Beethoven-Variationen op. 86 für zwei Klaviere schafft er über die Sommermonate zwei enthusiastisch aufgenommene Meisterwerke. Während er das Solowerk nie öffentlich spielt, avancieren die Beethoven-Variationen zu seinem zeitlebens bevorzugten pompösen Konzertabschluss, mit dem er selbst eingeschworene Gegner zu überzeugen vermag.

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Reference

Max Reger Biography – 1904, in: Max-Reger-Portal, www.maxreger.info/biography/1904, Max Reger Biography Data, V. 3.0, last check: 24th March 2023.