1. München

Die Berliner Uraufführung von Regers kühner Symphonischer Phantasie und Fuge op. 57 durch Karl Straube wird zum Teil mit Entsetzen aufgenommen. Einzelne Rezensenten verweisen das Werk gar in den Bereich des Pathologischen, so etwa Rudolf Louis, der über eine Aufführung in Basel 1903 urteilt, bei Reger scheine “so etwas wie eine ton- und klangpsychologische Perversität vorzuliegen, infolge deren er ebenso in der Kakophonie, im Musikalisch-Häßlichen schwelgt wie andere im rein sinnlichen Wohllaut” (Rezension). Die Uraufführung der ersten Klarinettensonate aus Opus 49 dagegen bringt Reger wegen ihrer impressionistischen Klangsinnlichkeit höchstes Lob der Kritik. Nachdem eine Sinfonie d-moll (WoO I/8) Fragment bleibt, wird in den folgenden Jahren die Kammermusik zum wesentlichen Kompositionsbereich.

Durch Verlags- und Konzerthonorare sowie Privatstunden ist Reger nun in der Lage, einen eigenen Hausstand zu gründen. Er bemüht sich erneut um Elsa von Bercken, die einen Münchner Liederabend Regers besucht und ihre frühere Ablehnung seines Werbens überdenkt. Am 25. Oktober findet die zunächst standesamtliche Heirat statt. Die Ehe mit einer geschiedenen Protestantin hat Regers Exkommunikation zur Folge und wird von seiner Familie scharf abgelehnt. Am 7. Dezember lässt sich das Paar in der Dorfkirche zu Boll bei Göppingen (Württemberg) von einem evangelischen Pfarrer auch kirchlich trauen.
Da der Aibl-Verlag, durch die Krankheit des Besitzers beeinträchtigt, zwei Werke – die Burlesken Opus 58 für Klavier zu vier Händen und das Klavierquintett c-moll Opus 64 – zurückweist, sucht Reger nach einem neuen Hauptverlag. Der zum 1. Januar 1903 geschlossene Vorkaufsvertrag mit der frisch gegründeten, aber auch finanzschwachen Leipziger Firma Lauterbach & Kuhn erweist sich jedoch auf Dauer als äußerst beengend für den fruchtbaren Komponisten.
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Reference
Max Reger Biography – 1902, in: Max-Reger-Portal, www.maxreger.info/biography/1902, Max Reger Biography Data, V. 3.0, last check: 24th March 2023.