1. Leipzig

Im Februar erreicht Reger die Berufung zum Hofkapellmeister Herzog Georgs II. von Sachsen-Meiningen, die er in tiefster Unzufriedenheit mit der Leipziger Rezeption seiner Werke, jedoch unter der Bedingung, die Stellung am Konservatorium behalten zu können, gerne annimmt. Nach Vertragsabschluss zum 1. Dezember stürzt er sich sogleich in die wildeste Konzertplanung für die kommende Saison, in der er den Reisestil à la Hans von Bülow und Fritz Steinbach wieder aufleben lassen und das Meininger Orchester zu einstiger Größe führen will.

Seine letzten Leipziger Monate bleiben weiterhin geprägt von Misserfolgen zu Hause (u.a. bei der Uraufführung des Streichsextetts F-dur op. 118) und Erfolgen auf Reisen. Im März wird Reger vom Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg-Gotha zum Hofrat ernannt und widmet ihm zum Dank den dritten Band seiner Klavierstücke Aus meinem Tagebuche op. 82. Beim Darmstädter Musikfest im Mai erklingt der 100. Psalm op. 106 auf Wunsch des hessischen Großherzogs Ernst Ludwig gleich zweimal hintereinander, und in Bad Pyrmont findet unter Fritz Busch ein erstes Bach-Reger-Fest statt.

Im Juni stirbt nicht nur Elsa Regers Vater Ernst von Bagenski, sondern auch Max Regers Mutter, die ihr letztes Lebensjahr in einer psychiatrischen Klinik verbringen musste und für die der Tod “nur eine Erlösung”1 bedeutet. Im Herbst geht Reger mit Philipp Wolfrum auf eine höchst erfolgreiche, wochenlange Tournee mit Werken Johann Sebastian Bachs in eigenwilliger, jedoch überzeugender Interpretation, während seine Frau den Umzug der Familie nach Meiningen organisiert.


                         und Max Reger in  1911. – Max-Reger-Institut, Karlsruhe.
Elsa und Max Reger in Leipzig 1911. – Max-Reger-Institut, Karlsruhe.

Bei der Berliner Uraufführung der Weihe der Nacht op. 119 im Oktober durch die Widmungsträgerin Gertrud Fischer-Maretzki verspricht Reger, Abstinenzler zu werden,2 woran er sich hält, bis ihm auch in Meiningen Überanstrengung und Probleme über den Kopf wachsen.

2. Meiningen

Nach seinem Meininger Amtsantritt zum 1. Dezember lässt der tägliche Umgang mit der traditionsreichen Hofkapelle Reger Orchesterwerke unterschiedlichster Stilrichtung schaffen, als variiere er die Alternativen zur Sinfonie und lote die klanglichen Möglichkeiten des Instrumentalkörpers aus. Die sperrig-massive Instrumentation früherer Werke lichtet sich, er schafft Partituren, in denen “jedes Nötchen genauestens auf Klang „berechnet“” (Brief vom 3. Oktober 1914 an den Verlag N. Simrock) ist. Seinem neuen Dienstherrn Herzog Georg II. huldigt er mit dem Konzert im alten Stil op. 123 in der ausdrücklichen Absicht, die höfische alte Form des Barockkonzerts wiederzubeleben.


1
Karte Regers vom 12. Juni 1911 an Karl Straube, in Straube-Briefe, S. 209.
2
Siehe dazu Peters-Briefe, S. 443, Fußnote 1, und S. 446f., Fußnote 3.

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Reference

Max Reger Biography – 1911, in: Max-Reger-Portal, www.maxreger.info/biography/1911, Max Reger Biography Data, V. 3.0, last check: 24th March 2023.