1. Wiesbaden
Ein Klavierquintett c-moll (WoO II/9) wird im Februar vollendet, aber von Augener & Co. abgelehnt. Klavierstücke und Bach-Bearbeitungen bleiben ungedruckt und erscheinen erst in späteren Jahren nach dem geglückten Wechsel zum Münchner Jos. Aibl Verlag. Unterstützt durch Zeugnisse Ferruccio Busonis und Felix Mottls bewirbt sich Reger in Heidelberg und Bonn um Kapellmeisterstellen, jedoch ohne Erfolg. Durch die Misserfolge gerät er immer tiefer in die Alkoholabhängigkeit. Ende März beginnt mit Konzerten Karl Straubes in der Frankfurter Paulskirche, in denen dieser auch die Suite e-moll op. 16 aufführt, eine lebenslange Künstlerfreundschaft.
Ein erster Versuch Emma Regers im März, ihren verwahrlosten Bruder nach Weiden heimzuholen, scheitert. Reger wird von den Eltern aufgegeben, die bei ihm Größenwahn im höchsten Stadium vermuten. Beim zweiten Versuch hat die Schwester Erfolg: Mitte Juni kehrt Reger ins Elternhaus zurück. Seine Gesundheit ist durch Alkohol und Nikotin stark angegriffen, das Geschwür am Hals hat sich wieder gebildet und muss nach seiner Rückkehr erneut operiert werden.
2. Weiden

Die Isolation in Weiden fördert Regers künstlerische Produktivität. Wenige Tage nach der Rückkehr setzt er den Schlussvermerk unter die Walzer op. 22; innerhalb weniger Wochen vollendet er die Opera 23, 25 und 26 sowie die Klavierwerke WoO III/10 und III/11; umgehend begibt er sich auf Verlegersuche (auch für seine noch in Wiesbaden komponierten Werke). Von den Eltern als gescheiterte Existenz betrachtet, wird er von Karl Straube in seiner Berufung als Komponist unterstützt. Schon Mitte September ist die erste dem Freund gewidmete Choralphantasie, »Ein’ feste Burg ist unser Gott« op. 27, vollendet und wird bald darauf von Straube uraufgeführt. Mit ihr eröffnet Reger die Reihe seiner großen Orgelwerke, mit denen er zu einem neuen, persönlichen Orgelstil findet und wachsende Erfolge erwirbt. Mit seiner zweiten Cellosonate g-moll op. 28, in welcher der Brahms-Einfluss noch wirkt, hat er dagegen wenig Erfolg; sie wird erst acht Jahre später uraufgeführt.
Richard Strauss vermittelt Reger nun auch als Komponisten an den Leipziger Verlag Rob. Forberg (Opera 24, 26, 27 und 29) und den Münchner Jos. Aibl Verlag, der in den Weidener Jahren Regers Hauptverleger wird. Reger bedankt sich bei Strauss mit der Widmung seiner Phantasie und Fuge c-moll op. 29. Mit beginnenden Einnahmen kann Reger die in Wiesbaden hinterlassenen Schulden sukzessive abtragen. Zum ersten Mal seit vier Jahren erscheint wieder ein ausführlicher Artikel über Reger mit Bild und Lebenslauf, geschrieben von Regers Wiesbadener Freund Caesar Hochstetter, der den Verlegern den hochbegabten jungen Komponisten ans Herz legt1. Reger bedankt sich mit der Widmung seiner Opera 25 (Aquarellen) und 34 (Cinq Pièces pittoresques).
Postal items from this year whose sender or addressee is Max Reger.
Images from the Max Reger Foto Gallery that originate from this year and have a direct reference to Max Reger.
Reference
Max Reger Biography – 1898, in: Max-Reger-Portal, www.maxreger.info/biography/1898, Max Reger Biography Data, V. 3.0, last check: 24th March 2023.